Eine Reise mit einem lachenden und einem weinenden Auge

Costa Rica während der Pandemie – unsere zwiegespaltene Erfahrung
Während einer Pandemie zu verreisen, bringt Herausforderungen mit sich. Trotzdem wollten meine Mutter und ich es uns nicht nehmen lassen, 14 Tage Costa Rica zu erkunden. Flug, Mietwagen und verschiedene Unterkünfte waren gebucht, die Einreiseanmeldung erledigt – los ging’s.
Doch schon der Flug mit Lufthansa war ein schwieriger Start: Kaum Beinfreiheit, der Service ließ sehr zu wünschen übrig. Nach sechs Stunden wurden Snacks zum Kauf angeboten – Getränke oder ein regulärer Service? Fehlanzeige. Auf dem Hinflug wurde meine Maskenbefreiung (inkl. PCR) problemlos akzeptiert. Auf dem Rückflug weigerte sich die Lufthansa – trotz offizieller Bescheinigung auf dem eigenen Lufthansa-Formular – mich ohne Maske fliegen zu lassen. Die Polizei wurde hinzugezogen und ich gezwungen, eine Maske zu tragen. Das war definitiv mein letzter Lufthansa-Flug.
Ankunft in Costa Rica – erste Hürden und der spektakuläre Poás-Vulkan
Nach der Landung hieß es erst einmal: warten. Fast zwei Stunden dauerte es, bis wir endlich Richtung Mietwagen unterwegs waren – das Abenteuer kann beginnen. Oder?
Trotz sorgfältiger Vorbereitung (inkl. Vollkasko und Buchung im Voraus) forderte der Anbieter „Fox“ plötzlich eine Kaution von 40.000 USD oder den Abschluss einer zusätzlichen Versicherung für 800 USD. Die Stimmung sank – deutlich. Trotzdem nahmen wir das Auto und fuhren mitten in der Nacht durch ein fremdes Land zur ersten Unterkunft: der Uruka Lodge. Einfach, aber mit schöner Aussicht, einem kleinen Pool und – mein persönliches Highlight – zwei liebe Hunden vor Ort.
Am nächsten Morgen ging es früh weiter zum Poás-Vulkan. Wichtig zu wissen: Man sollte vor 8:30 Uhr dort sein – ab etwa 10 Uhr sieht man meist nur noch Wolken. Tickets kann man ganz unkompliziert online buchen. Der Eintritt ist zwar nicht günstig, aber der Blick auf den aktiven Krater ist einfach spektakulär und absolut lohnenswert. Der Parkplatz ist bewacht – hätten wir gewusst, wie sicher es ist, hätten wir unsere Koffer direkt mitgenommen.
Rio Celeste
Rio Celeste – türkisblaues Wasser, schwarze Schlangen und Natur pur
Der Rio Celeste und der dazugehörige Nationalpark gehören für mich zu den absoluten Highlights in Costa Rica. Doch schon die Anreise war ein Abenteuer: Für 100 km kann man in Costa Rica locker mehrere Stunden brauchen – wegen Serpentinen, Baustellen und gewaltiger Schlaglöcher. Die grandiose Landschaft entschädigt allerdings fast immer.
Unsere Unterkunft war eine einfache Holzhütte direkt an kleinen Seen (#rinconverde) – abgelegen, ruhig, mit einem netten Gastgeber (der leider kein Englisch sprach) und typisch costa-ricanischem Frühstück: Reis, schwarze Bohnen und Ei. Einmal spannend, aber irgendwann sehnt man sich doch nach Abwechslung.
Von dort aus sind es gerade einmal 12 km bis zum Rio Celeste, aber ohne SUV oder Allrad kaum zu schaffen – wir brauchten über 30 Minuten. An manchen Stellen dachte ich wirklich, meine Navigations-App wolle mich im Nirgendwo aussetzen.
Am Park angekommen, freuten wir uns über wenig Besucher – vielleicht wegen Covid. Wir haben mehrere Stunden dort verbracht. Die Wanderung ist gut machbar (meine Mutter war 71 und hat es großartig gemeistert). Feste Schuhe, Wasser und Insektenspray sind Pflicht. Die tiefgrüne Dschungellandschaft, riesige Pflanzen, der atemberaubende Wasserfall in intensivem Türkis – das Gefühl von Ehrfurcht und Ehrlichkeit in der Natur ist schwer zu beschreiben.
Ein Guide wäre sinnvoll gewesen: mit Spektiv und Smartphone konnten andere tolle Tierfotos machen. Zum Glück durften wir uns kurz einem netten Paar aus Österreich anschließen und bekamen Schildkröten und sogar einen Adler vor die Linse.
Ein echter Adrenalinkick war die Begegnung mit einer zwei Meter langen schwarzen Schlange – direkt vor uns auf dem Pfad. Meine Mutter sprang panisch zurück. Zum Glück war sie (die Schlange!) harmlos.
Nach dem Park lohnt sich ein Abstecher ins Wasser: Nur 1 km entfernt kann man an einer Kurve parken und in den türkisen Fluss springen – herrlich erfrischend! Das Mittagessen am Straßenimbiss war solide, das Abendessen in der Unterkunft richtig gut.
Ein Spaziergang durch die angrenzende Öko-Kakao-Plantage, der Anblick von Tukanen und Orchideen und die absolute Ruhe machten diesen Tag zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Arenal
Arenal-Vulkan, Babyvipern und ein Reinfall mit La Ceiba
Von Rincón Verde aus fuhren wir Richtung Arenal-Vulkan. Die Fahrt war – wie fast immer in Costa Rica – ein Abenteuer: riesige Schlaglöcher, enge Straßen, Baustellen und unterwegs sogar ein paar unfassbar süße Nasenbären direkt am Straßenrand.
Unsere Unterkunft, die Arenal Observatory Lodge & Spa, war mit einer der teuersten, aber definitiv ihr Geld wert. Vom Bett aus hat man freien Blick auf den Vulkan – zumindest theoretisch, denn bei uns war er von dichten Wolken verhüllt. Das Restaurant bietet ein atemberaubendes Panorama auf den Arenal-See und den Vulkan. Das Essen sah zwar toll aus, war aber eher eine kleine Portion – satt wird man davon nicht unbedingt.
Am Abend haben wir einen wunderschönen Sonnenuntergang beobachtet – unbedingt wärmere Kleidung und Regenschutz mitnehmen, das Wetter kann sich schnell ändern. Am nächsten Tag sind wir etwa 12 km durch den angrenzenden Park gewandert: tropischer Regenwald, Wasserfälle, Hängebrücken, eine Babyviper (!) und eine unglaubliche Pflanzenvielfalt. Alles in allem ein absolutes Highlight unserer Reise.
Unsere nächste Station war die La Ceiba Tree Lodge – leider ein Reinfall. Die Zufahrt war abenteuerlich und schlecht befahrbar, das Zimmer klein, nur mäßig sauber, WLAN nicht verfügbar, das Frühstück minimalistisch und für den Preis einfach enttäuschend. Das Abendessen war „plötzlich“ nicht möglich, also mussten wir nochmal los – 6 km in stockdunkler Nacht.
Dafür haben wir im Restaurante y Marisquería Montaraz richtig gut gegessen und einen weiteren großartigen Sonnenuntergang genossen. Am nächsten Morgen ging es dann weiter nach Monteverde.

Monteverde
Monteverde – Dschungel, Frust und eine rührende Rettung
Schon die Fahrt nach Monteverde war – wie immer in Costa Rica – ein echtes Abenteuer: steile Serpentinen, riesige Schlaglöcher und plötzlich kreuzende Nasenbären. Unsere Unterkunft, ein kleines stilvolles Häuschen in der Tityra Lodge, war wirklich schön, aber nachts so kalt, dass selbst zusätzliche Decken nicht halfen.
Das Abendessen dort war leider miserabel, doch wir waren guter Dinge und freuten uns auf den empfohlenen „Night Walk“ bei Kinkajou. Spoiler: Finger weg! Der „Dschungel“ entpuppte sich als angelegtes Grundstück, auf dem mehrere Gruppen laut durcheinanderliefen. Statt Wildtierbegegnung à la National Geographic gab’s eine Art Nachtzoo mit Vogelspinne, Gürteltier, Skorpion und einer Baumschlange – nicht wirklich magisch, dafür sehr teuer. Dazu kam eine aggressive Maskenpflicht, die meiner 71-jährigen Mutter unsensibel aufgedrückt wurde. Das Ganze hatte eher etwas von Massentourismus mit Stirnlampe.
Am nächsten Tag reisten wir früher ab – etwas enttäuscht, aber um eine Erfahrung reicher. Was den Aufenthalt jedoch gerettet hat: Zwei ausgesetzte Tiere – ein Hundewelpe und ein Kitten – wurden liebevoll von den Gastgebern aufgenommen und versorgt. Das hat uns sehr berührt und zeigt, dass es auch in frustrierenden Momenten Lichtblicke gibt.

Karibikküste
Karibikküste Costa Ricas – Zwischen Fledermäusen, Schimmelzimmern und spiritueller Heilung
Nach einer eiskalten Nacht in Monteverde machten wir uns früh auf den Weg Richtung Karibikküste – wieder einmal dauerte die Fahrt Stunden. Einen Zwischenstopp legten wir im Hotel Los Rios ein, um kurz durchzuatmen und in den Pool zu hüpfen. Leider war das ein Reinfall: Überall Schimmel, aggressives Verhalten wegen meiner Maskenbefreiung, null Entgegenkommen vom Personal – aber immerhin, der Pool war okay und es war nur eine Nacht.
Am nächsten Tag endlich: Karibikluft! Nach einem hervorragenden Mittagessen an einem Truckertreff erreichten wir das Meer. Unser Ziel: das Lanna Ban Hotel, etwas außerhalb von Puerto Viejo. Die Anlage mit balinesischen Hütten, Pool und Strandnähe war wunderschön. Nachts wurden wir von Lärm geweckt – Fledermäuse hatten uns besucht und ihre Reste auf der Terrasse verteilt. Für uns kein Problem, schließlich ist man in Costa Rica mitten in der Natur – Faultiere, Frösche, Moskitos und eben auch Fledermäuse gehören dazu.
Direkt gegenüber: ein einsamer schwarzer Sandstrand mit Brüllaffen in den Bäumen – beeindruckend, aber wegen Strömung nicht zum Schwimmen geeignet. Hinter dem Hotel liegt das Jaguar Rescue Center, ein liebevoll geführtes Wildtierkrankenhaus. Besucher sehen dort nur Tiere, die nicht mehr ausgewildert werden können. Besonders positiv: In Costa Rica sind Selfies mit Wildtieren verboten – ein starkes Signal für Tierschutz!
Ein weiteres Highlight war der Cahuita Nationalpark: Eintritt gegen Spende, viele Tiere und menschenleere Strände. Wir gönnten uns einen Guide, sahen Kapuzineräffchen, Waschbären und Faultiere aus nächster Nähe. Unsere Drohne ließen wir nur dort fliegen, wo es erlaubt war – auch das gehört für uns zum respektvollen Reisen.
Trauriger Moment: Während unseres Aufenthalts starb eine unserer Katzen in Deutschland. In Manzanillo trafen wir einen spirituellen Heiler, der mit uns ein berührendes Ritual am Strand durchführte – ein stiller, kraftvoller Abschied.
Manzanillo selbst: entspannt, wenig touristisch, ein altes Schiffswrack am Strand, guter Kaffee, großartige Restaurants und eine hervorragende Bäckerei direkt gegenüber vom Hotel. Alles fußläufig. Ein Tipp für alle, die mehr suchen als Massentourismus.
Fazit: Costa Rica ist nicht günstig – Preise wie in Europa – aber die Erlebnisse sind unbezahlbar.

San José
Letzter Stopp: San José – ein durchwachsener Abschied von Costa Rica
Den letzten Tag unserer Reise wollten wir eigentlich ruhig in San José verbringen, auch wenn wir keine typischen Stadtmenschen sind. Ursprünglich hatten wir das Hotel Colonial gebucht, doch bei der Ankunft war wegen Corona plötzlich alles storniert. Nach stundenlanger Autofahrt entschieden wir uns spontan für das Crowne Plaza, da es zumindest in der Nähe lag.
Leider war das Hotel absolut keine Empfehlung: Für ein Haus mit mehreren Sternen war der Service miserabel. Zwei Portiers sahen meiner über 70-jährigen Mutter zu, wie sie ihren schweren Koffer alleine die Treppe hochtrug – ein absolutes No-Go. Bis auf den Kellner Junior war das Personal unfreundlich bis frech. Immerhin: Nach einem Gespräch mit dem Management konnten manche Dinge behoben werden.
Ein weiterer Minuspunkt: Die Klimaanlage ließ sich nicht ausschalten – im Zimmer herrschten gefühlt 15 °C. Wer dort nächtigt, sollte unbedingt warme Kleidung dabeihaben. Die Stadt selbst war nach den Tagen in der Natur ein Kontrastprogramm – voll, laut, aber auch bunt und kulturell interessant. Wer Städte mag, wird hier durchaus auf seine Kosten kommen. Für uns war es nach der langen Rundreise eher zu viel.
Nach einem späten Checkout gaben wir unser Auto ab und fuhren zum Flughafen. Adiós, Costa Rica! Eine intensive, widersprüchliche, aber definitiv unvergessliche Reise ging zu Ende.
Fazit
Mein Fazit zur Costa-Rica-Reise: Naturparadies mit Schattenseiten
Costa Rica ist landschaftlich ein absoluter Traum: Regenwälder, Vulkane, Strände und eine unglaubliche Vielfalt an Tieren und Pflanzen – wer mit offenen Augen reist, wird staunen. Auch kulinarisch gibt es viele Highlights, und das wechselhafte Klima ist mit entsprechender Kleidung gut zu meistern.
Doch so wunderschön die Natur auch ist, so ambivalent war unsere Erfahrung mit den Menschen vor Ort: Vielerorts begegnete man uns mit Unfreundlichkeit – ganz anders als in Ländern wie Thailand, Südafrika oder auf den Malediven. Zudem ist Costa Rica kein günstiges Reiseziel. Unterkünfte, Eintritte, Essen und Transport summieren sich schnell, und für die oft abenteuerlichen Straßenverhältnisse sollte man unbedingt genug Fahrzeit und einen Allradwagen einplanen.
Noch einmal würde ich Costa Rica wohl bereisen – dann aber eher die Pazifikküste erkunden. Doch auf meiner persönlichen Reiseliste steht ein Wiedersehen aktuell nicht ganz oben. Eine eindrucksvolle, intensive Reise mit Höhen und Tiefen – und vielen Erinnerungen, die bleiben.
